„Love’s Labour’s Lost“ – „Verlorene Liebesmüh“ im Jakobus-Theater Karlsruhe

Ausverkaufte Musical-Produktion des WHG unterhielt schauspielerisch und musikalisch

Ein König und seine drei Gefährten, die für ihr dreijähriges Philosophie-Studium keine Frauen in ihrem Leben haben möchten; eine Königstochter aus Frankreich, die mit ihren drei Freundinnen am Hofe des Königs erscheint und ein paar Frauen, die trotz des Frauenverbots am Königshof als Männer verkleidet dort arbeiten: All dies bietet Stoff für eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Darbietung voller Verwechslungen, Sehnsüchte, Witz und Liebeleien.

Unter dem Titel „Love’s Labour’s Lost“ nach der Komödie „Verlorene Liebesmüh“ von William Shakespeare führten die Big Band und der Literatur und Theater Kurs des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums Durmersheim an sechs Abenden ein Musical im Jakobus-Theater Karlsruhe auf. Die Inszenierung eines Musicals in Zusammenarbeit des Literatur und Theaterkurses und der Big Band feierte Premiere am WHG und sollte mit viel Applaus und Begeisterung seitens des Publikums belohnt werden.

Carsten Thein führte die Regie, Thomas Urban hatte die musikalische Leitung

Unter der Regie von Carsten Thein inszenierten die Schüler der zweiten Jahrgangsstufe in wochenlangen Proben, die manchmal bis spät in die Nacht reichten, ein aufwendiges Bühnenstück, das sie nicht nur als Schauspieler forderte, sondern auch viel Mut zu Gesangs- und Tanzeinlagen verlangte. Um das begeisternde Spiel auf der Bühne perfekt zu machen, sorgte die Big Band unter der musikalischen Leitung von Thomas Urban für die Untermalung des Stücks. Mal mit Swing, mal mit melancholischen Klaviermelodien oder auch mitreißenden Stücken, die nicht nur die Schauspieler auf der Bühne in Tanzlaune versetzten.

Das Stück beginnt mit den drei Freunden des Königs, gespielt von Lennart Kiehne, Jan Funk und Joris Gugnon, die auf der Suche nach Bediensteten für den Königshof sind. Mit viel Witz und Anspielungen auf aktuelle Diskussionen um die Gleichstellung der Frau äußerten die Bewerberinnen ihren Verdruss über die strikte Ablehnung sämtlicher Frauen am Königshof, nachdem zuvor ein Pianist, ein Gastauftritt von Herrn Urban, und der spanische Soldat Don Armado, hervorragend gespielt von Julia Bendel, sehr wohl eine Anstellung bekommen hatten. Somit fällt der Entschluss der fünf Frauen, sich als Männer verkleidet an den Hof zu begeben, und ein Ringen mit sich selbst und die Suche nach der eigentlichen Identität beginnt. Während die Künstlerin Costarde, authentisch gespielt von Franziska Hiß, mit Don Armado um die Liebe der schönen Jaquenetta, Luna Schlotter, kämpft, versuchen Holofernia (Alicia Spangenberg), Nathalia (Annika Hinzmann), Anna (Wynona Schmidt) und Tonia (Luisa Gabele) ihr Bestes, um am Hof nicht aufzufallen und ihre wahre Identität nicht preiszugeben.

Währenddessen verlangt der König, dargestellt von Konstantin Mues, von seinen Gefährten einen Eid abzulegen, der es ihnen verbietet, eine Beziehung mit einer Frau einzugehen, solange sie noch studieren. War es schon schwer, seinen Freunden dieses Versprechen abzuverlangen, dauert es nach einer musikalischen „Charleston“-Einlage nicht lange, bis all diese guten Vorsätze ins Wanken geraten, denn die Tochter des französischen Königs reist am Hof an. Dilara Akyildiz als französische Prinzessin ist gar nicht erfreut, als sie erfahren muss, dass sie das Schloss nicht einmal betreten darf. Zusammen mit ihren drei Freundinnen, dargestellt von Erëza Sunguri, Sabrina Semmle und Lena Schorpp, will sie nämlich nicht nur im Auftrag ihres Vaters die Schulden des Königs eintreiben, sondern auch seine Gunst erlangen, nachdem die vier Herren im Vorjahr am französischen Hof Bekanntschaft mit den vier Damen gemacht hatten.

Vier schöne Damen des französischen Hofs mischen kräftig mit

So beginnt ein Spiel um die Liebe, getragen von den Zweifeln der vier Gefährten an ihrem Pakt und ihrem Begehren nach den vier schönen Frauen vom französischen Hof und deren kühler Abweisung, mit der sie den König und seine Freunde bestrafen wollen, nachdem sie von ihnen nicht den erhofften Empfang bekommen hatten. Tragen müssen diese Spielereien der Adligen oft die beiden Dienerinnen, die mit den französischen Damen gereist sind. Als hinreißendes Duo verkörperten Luisa Metz und Leonie Vogel zwei schadenfrohe Frauen, die das Treiben der vier Liebespaare oft ironisch betrachten und nur widerwillig den ihnen erteilten Befehlen nachkommen.

Mit nicht weniger Witz und Ironie verkörperte Lenny Orazulike den Diener Don Armados, sodass ein schönes Zusammenspiel zwischen ihm und Don Armado entstand.

All dies wurde begleitet von den musikalischen Klängen der Big Band, die mit unterschiedlichsten Songs für Abwechslung sorgte.

Großes Finale beim Schauspiel im Schauspiel

Das vom König verordnete Schauspiel der Bediensteten des Hofes für die vier Liebespaare schließlich sorgt für die große Enthüllung, als die Frauen preisgeben, dass sie die ganze Zeit als Männer verkleidet am Hofe arbeiteten. Das Chaos scheint perfekt: Ein König, der sich nicht an seinen eigenen Pakt halten kann und auch noch von seinen eigenen Bediensteten hintergangen wird. Außerdem muss Jaquenetta feststellen, dass sie die ganze Zeit in eine Frau verliebt war. Und doch findet das lustige Spiel um die Identitäten ein jähes Ende, als der Prinzessin die Nachricht vom Tod des Vaters überbracht wird.

Es wird beschlossen, sich in einem Jahr wiederzutreffen und zu sehen, ob sich die Paare immer noch lieben. So endet das Stück mit der Trennung der Paare und alles war „Verlorene Liebesmüh“, nur Costarde und Jaquenetta finden doch noch zueinander – ob es ein gutes Ende für die vier weiteren Paare geben wird erfährt der Zuschauer nicht. Dieser zeigte aber keinerlei Betrübnis über das ungewisse Ende des Stücks, so wurden die Schauspieler und die Big Band mit reichlich Applaus belohnt.

Eine Inszenierung ganz anderer Art wurde uns mit „Love’s Labour’s Lost“ präsentiert - und zeigt, wozu unsere Schüler am WHG fähig sind, egal ob auf der Bühne, am Instrument oder an der Technik. So waren die Bemühungen um die Gunst der französischen Damen vielleicht „Verlorene Liebesmüh“, die Zeit im Theater kann man aber bestimmt nicht als verloren bezeichnen.

Hannah Oelze, J1