Corona-Abi: Ein Abi der besonderen Art -die schriftlichen Prüfungen sind gemeistert

In der einen Woche saß man noch zusammen mit seinen Mitschülern in den Klassenzimmern, in der nächsten fand man sich allein zuhause an seinem Schreibtisch zwischen Mails und Arbeitsaufträgen.

Als ich davon erfuhr, dass die Schule in der kommenden Woche voraussichtlich nicht öffnen würde, befand ich mich gerade bei einer Mitschülerin zuhause, um mit ihr für die bald anstehenden Kommunikationsprüfungen zu üben. Bei dem Treffen hatten wir uns nicht viele Gedanken um Abstandsregelungen, Schulschließungen und Fernunterricht gemacht. Das Thema „Corona“ war uns zwar schon in den Medien begegnet, dass es uns und unsere Abschlussprüfungen betreffen würde, war dann doch eine plötzliche Wendung. So kam es, dass wir montags noch ein letztes Mal die Schule besuchten, danach sollten wir dieses Gebäude für eine lange Zeit nicht mehr betreten.

Lernen auf Distanz und Warten auf definitive Prüfungstermine

Was erst einmal nach Ausschlafen und Entspannen klingt, stellte sich schnell als Jonglieren mit den verschiedenen Arbeitsaufträgen, den neuen Kommunikationswegen und vor allem den täglich unterschiedlichen Informationen in Bezug auf die kommenden Prüfungen heraus. Erst wollte man an den ursprünglich festgelegten Prüfungsterminen festhalten, dann wurden die Kommunikationsprüfungen auf nach den Osterferien verlegt, darauf folgte die Verschiebung aller Prüfungstermine, die schriftliche und mündliche Abiturprüfung miteingeschlossen. Doch Verschiebungen und neue Regelungen dürften wohl jedem in den letzten Monaten bekannt geworden sein.

Also hieß es jetzt: Lernen auf Distanz. Wollte ich nun mit meiner Mitschülerin Dialoge üben, saß man sich am Computer gegenüber, statt an einem Tisch. Aufgaben und Tipps unserer Lehrer erreichten uns per Mail oder Messenger, ansonsten war man auf sich allein gestellt. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil war, bleibt offen. Der für das Abitur relevante Stoff war schon vor der Schulschließung besprochen worden, bis zu den Prüfungen hätte man im Unterricht wahrscheinlich sowieso „nur“ wiederholt. Dies konnte man genauso gut von zuhause aus tun und sich dabei die Tages- und Lernplanung selbst einteilen. Somit bekam unser Jahrgang wie kein anderer die Möglichkeit, über einige Wochen konzentriert zuhause zu lernen, da auch sonstige Freizeitaktivitäten aufgrund der aktuellen Lage ausgeschlossen waren.

Mit ein paar Mausklicks Fragen an den Lehrer stellen

Sollten doch Fragen aufkommen, war der Lehrer mit ein paar Mausklicks und wenigen geschriebenen Zeilen schnell kontaktiert und die Antwort ließ meistens nicht lange auf sich warten.

Meine Freundin und ich konnten sogar in einer Videokonferenz mit unserer Lehrerin unsere Kommunikationsprüfung proben. Die Klassenräume und der persönliche Kontakt wurden gegen Computer und Bildschirmkamera getauscht, hielt die Internetverbindung, war der Unterschied nur gering.

Eine große Umstellung stellte jedoch das Zurückkehren in den Schulalltag, wenn man ihn denn überhaupt Schulalltag nennen konnte, dar. Es war schon ein mulmiges Gefühl, als wir das erste Mal mit Schutzmaske die Sporthalle betraten, wo aufgrund der Abstandsregelungen von nun an der Unterricht stattfinden sollte; auch wenn dieses schnell verflog, als ein Mitschüler mit Darth-Vader-Maske die Halle betrat und die gesamte Schülerschaft in Lachen versetzte.

Wenn man mir vor einem halben Jahr gesagt hätte, dass wir in einer kühlen Sporthalle, in welcher wir unseren Platz ohne Schutzmaske nicht verlassen durften, unser Abitur schreiben würden, hätte ich wahrscheinlich gelacht. Ob die Prüfungen unter deutlich strengeren Regelungen im Vergleich zu den Vorjahren stattgefunden haben, kann ich nur schwer beurteilen, denn dass die Tische auseinandergerückt sind und kein Kontakt zwischen den Schülern erwünscht ist, ist wohl bei allen Prüfungen der Fall.

Die schriftlichen Prüfungen sind nun vorüber, die mündlichen stehen noch aus. An Mundschutz und Abstand halten hat man sich soweit gewöhnt, es wird dennoch ein Abitur der ganz anderen Art sein. Ein Abitur ohne Mottowoche, ohne Abistreich, ohne Partys und vorerst auch ohne Abiball. Somit wurde uns durch Corona all das genommen, was Spaß macht, außer natürlich die Tatsache, dass man nach Jahren des Lernens endlich das Abitur in der Tasche hat.

Hannah Oelze, K2